Putlitzer Preis® – Die Preisverleihung

Im letzten Jahr stand für uns fest: 2020 wird der originellste Literaturpreis Deutschlands am 13. Juni in Putlitz verliehen. Ende April diesen Jahres stand dann fest: Nein, der Preis wird weder am 13. (sondern am 20. Juni) noch in Putlitz (sondern hier) verliehen.

War es ein Fehler, dass wir den diesjährigen Preis unter das Motto „Error“ gestellt haben? Ein schlechtes Omen? Nein, das glauben wir nicht, denn immerhin wurden 400 Autorinnen und Autoren inspiriert. Hier werden jetzt die besten Sechs gefeiert.

Laura Bruning
(Jahrgang 1989) ist hauptberufliche Autorin, Lektorin und Verlegerin. Schon während ihres Studiums der Anglistik und Literaturwissenschaft, das sie 2017 mit dem Master of Arts abschloss,  gründete sie den Gorilla Verlag und fördert dort bis heute Nachwuchstalente wie Johanna Wohlgemuth und Jan Lindner.
Mit ihre Text „Direct Impulse“ belegt sie einen der beiden 5. Plätze des Putlitzer Preises® 2020.

Justin Pöhl liest „Direct Impulse“ von Laura Bruning

Direct Impulse – Die Jury-Begründung
Eine dicht geschriebene, spannende und beklemmende Science-Fiction-Geschichte, die nicht so fern von einer möglichen Realität zu sein scheint. Bei der Lektüre denkt man unweigerlich an große Vorbilder wie Huxley und Orwell.

Finlay Weber
(Jahrgang 1983) arbeitet nach seinem Studium der Geschichte und Germanistik hauptberuflich mit Jugendlichen. Als Autor hat er mehrere Romane und Kurzgeschichten im Selfpublishing sowie einige Beiträge in Anthologien veröffentlicht.
Mit seinem Text „Da draußen stirbt eine Szene“ hat er einen der beiden 5. Plätze beim Putlitzer Preis® 2020 belegt.

Jakob Garlin liest „Da draußen stirbt eine Szene“ von Finlay Weber

Da draußen stirbt eine Szene – Die Jurybegründung
Eine melancholische Geschichte über den Untergang der Subkultur und der Hinwendung der Menschen zu (kontaktlosen) virtuellen Beschäftigungen. Uns hat gefallen, dass die Geschichte dennoch ein versöhnliches Ende hat, in dem sich das Leben (wieder) Bahn bricht. Selbst wenn man als Leserin oder Leser mit dieser Szene nichts anzufangen weiß, versetzt uns diese Geschichte dennoch direkt dort hinein.

Sonja Ketttenring
(Jahrgang 1978) fand während ihres Studiums der Wirtschaftsinformatik heraus, was sie beruflich alles nicht machen will. Entwickelte eine Zeitlang Software und lernte, wie man Programmcodes von überflüssigem Ballast befreit. Stellte fest, dass sich dieses Konzept auch auf das Schreiben von Geschichten positiv auswirkt. Sie lief zu Fuß über die Alpen und will seither lieber Geschichten statt Programme schreiben. Bereits 2019 belegte sie den 3. Platz des Putlizter Preises®.
Mit ihrem Text „Auftanken“ belegt sie in diesem Jahr den 4. Platz.

Sophie Kamann liest „Auftanken“ von Sonja Kettenring

Auftanken – Die Jurybegründung
Eine luftig-leichte Liebesgeschichte, flüchtig wie ein Windhauch, aber für den Leser dennoch eindrücklich. Der Autorin gelingt das Kunststück, einerseits Lebensfreude zu versprühen und den Leser andererseits mit einem Hauch von Traurigkeit zurückzulassen. Fast wie im richtigen Leben.

Nicole Makarewicz
(Jahrgang 1976) arbeitet nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft als Journalistin und Autorin in Wien. 2009 erschien ihr Roman Tropfenweise, 2010 ihr Erzählband Jede Nacht (beide Seifert Verlag). 2018 folgte ihr Thriller-Debüt Dein Fleisch und Blut (Holzbaum Verlag). Gewinnerin des Forum Land Literaturpreises 2009 und des 12. Münchner Kurzgeschichten-Wettbewerbs. Zudem wurden ihr das Krimistipendium Tatort Töwerland sowie mehrere Arbeitsstipendien Literatur zuerkannt. Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. www.nicolemakarewicz.com
Mit ihrem Text „Kein gutes Händchen“ belegt sie den 3. Platz des Putlitzer Preises® 2020.

Greta Geisler liest „Kein gutes Händchen“ von Nicole Makrewicz.

Kein gutes Händchen – Die Jurybegründung
Eine sehr humorvolle Geschichte, die ihren besonderen Charme durch ihre österreichische Sprachmelodie erhält. Fast fühlt man sich an die wundervollen Liebes- und Lebensdramen eines Arthur Schnitzler erinnert. Die erwähnte Sprachmelodie und die Haltung des Erzählers lässt möglicherweise auch die Brenner-Romane von Wolf Haas als Vorbild durchscheinen. Und wer möchte, kann darin sogar eine gute Portion Gesellschaftskritik sehen. Stichwort „Doppelmoral“.

Anne Riegler
ist Pianistin und schreibt gerne in ihrer Freizeit. Sie komponiert Werke mit Textbezug (ein musikalisches Märchen für Klavier und Sprecher, ein Kindermusical). Ansonsten verfasst sie am liebsten Kurzgeschichten, Novellen und (gereimte) Gedichte für jeden möglichen und unmöglichen Anlass. Hin und wieder schreibt sie journalistische Texte und Reise-Blogs. www.anneriegler.com
Mit ihrem Text „Der Irrtum“ belegt sie den 2. Platz des Putlitzer Preises® 2020.

Leni Klakow liest „Der Irrtum“  von Anne Riegler

Der Irrtum – Die Jurybegründung
Eine beklemmende Geschichte über die Angst vor dem Abgleiten in die Demenz. Man ist als Leser unmittelbar im Kopf des Protagonisten und kann seine Gedankengänge ungefiltert nachvollziehen. Zur Eindringlichkeit dieser Geschichte trägt sicherlich auch die stakkatohafte, aus vielen kurzen Sätzen bestehende Sprache bei.

Michael Bungardt
(Jahrgang 1994) hat 2019 sein Studium der Film- und Literaturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität beendet. Das Schreiben begeistert ihn schon seit langem, seine Texte trägt präsentiert er vor Publikum. Zu seinen bisherigen Arbeiten zählt ein Theaterstück, dass er zusammen mit Senioren erarbeitete. Seit seiner frühen Schulzeit begeistert er sich für die Bühne. Seit 2016 ist er Mitglied in der Improtheater Gruppe „Schwarze Oliven“ aus Mainz.
Mit seinem Text „Meine erste Tomatensuppe“ belegt er den 1. Platz des Putlitzer Preises® 2020.

Lena Neumann liest „Meine erste Tomatensuppe“ von Michael Bungardt

Meine erste Tomatensuppe – Die Jury-Begründung
Diese Geschichte gefiel uns zum einen von der Stimmung her, die sehr schnell erzeugt wird und ohne dass der Erzähler viel sagen muss. Es geht gleich mittenrein in die Geschichte. Die handelnden Figuren sind allesamt sehr einfache Charaktere nicht in den besten Verhältnissen, die dennoch durch den naiv-unbeschwerten Blick des Erzählers liebevoll gezeichnet werden. Die Handlung ist sehr dialog-getrieben. Das gefällt uns auch gut. Zudem wird auch Vieles nicht erzählt, was dem Leser viel Raum gibt. Bisweilen hat man den Eindruck, es könnte auch der Anfang eines Romans sein, aber das spricht ja nicht gegen die Geschichte. Auf jeden Fall spannt sich da weit mehr auf, als nur das, was erzählt wird.

Ja, das war es auch schon. Bis zum nächsten Jahr! – in Putlitz?

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